DIE GESCHICHTE
Im westlichen Teile Niedersachsens,
wo die Niedergrafschaft Bentheim an das Königreich der Niederlande grenzt, erhebt sich aus der Niederung der Vechte und Dinkel ein sanftgewelltes Hügelland, bedeckt mit brauner Heide, dunklen Tannenwäldern und lichtgrünen Laubhainen.
Inmitten dieser Landschaft liegt der uralte Ort Uelsen, wo bereits um 700 n. Chr. Willibrord das Christentum verkündete. Wie seit jeher scharen sich die Bürgerhäuser in den winkligen Gassen um die alte Kirche, die erstmalig 1131 urkundlich erwähnt wird. Neben dem Handels- und Gewerbefleiß, der diesem alten Handwerksdorf sein Gepräge gab, gelten Wahrung der Überlieferung und zugleich fortschrittswillige Aufgeschlossenheit als Aufgabe des Gemeinwesens.
Als Träger der kulturellen Tradition, besonders der musikalischen, wirkt seit seiner im Jahre 1929 erfolgten Gründung der Männergesangverein “Männerchor Uelsen”, dessen Geschichte in diesem Buch erzählt werden soll.
1929
Anfang Oktober 1929 wurden die männlichen Einwohner des Dorfes durch den Ausrufer der Gemeinde zu einer Versammlung in das Lokal Perlewitz zwecks Gründung eines Männerchores eingeladen. Einberufer dieser Versammlung waren mehrere interessierte Einwohner des Dorfes sowie Lehrer Friedrich Müller aus Wilsum, der bei der Eröffnung die einleitenden Worte sprach. Nach kurzer Aussprache wurde die Gründung eines Männerchores beschlossen. Das war am 2. Oktober 1929. Lehrer Müller erklärte sich bereit, den Chor als Dirigent zu führen.
Vorläufiger Vorstand:
Vorsitzender: Johann Bosmann
Schriftführer: Hermann Veddeler
Kassierer: Johann Diek
Mitglieder:
1.Tenor: Gerrit Rosink, Johann Momann, Gerhard Lükenbroer, Friedrich Lükenbroer, Louis Hondebrink, Remmelt van Goor, Georg ten Hagen, Hermann Kamps.
2. Tenor: Johann Diek, Arnold Engbers, Leo Sligt, Arnold Diek, Klaus König, Gerhard van Laar.
1. Bass: Johann Bosmann, Wilhelm Vorrink, Hermann Veddeler, Alois Duß, Hermann ten Hagen, Johann Warrink, Johann Determann, Otto Perlewitz.
2. Bass: Berhard Vorrink, Heinrich Klünder, Heinrich Kohlmann, Heinrich Schoo, Hermann Spalink.
Erstes öffentliches Auftreten des jungen Chores war am Volkstrauertag 1930. Laut Vereinsbeschluß soll in jedem Jahr am Vorabend des 1. Mai ein Maisingen veranstaltet werden. Das ist zur Tradition geworden und wird heute noch durchgeführt.
Stiftungsfeste, gemeinsame Fahrten förderten Kameradschaft und Geselligkeit. Doch auch Rückschläge blieben nicht aus. Interne Auseinandersetzungen hatten zur Folge, dass mehrere Sänger ihren Austritt erklärten. Zeitweise wurden die Übungsabende nur noch von 7 – 10 Sängern besucht. Es ging um Sein oder Nichtsein. Ohne die finanzielle Unterstützung einiger Mitglieder wäre das Fortbestehen nicht möglich gewesen. In gesanglicher Hinsicht wurde wenig geleistet. Aufwärts ging es erst wieder ab 1936 (Eintritt in den Deutschen Sängerbund). 1937 beim Wertungssingen in Bentheim fand der Liedvortrag des kleinsten Chores (14 Sänger) allgemeine Anerkennung. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte das Chorleben zum Erliegen.
Am 4. Februar 1946 erstes Treffen ehemaliger Sänger und interessierter Neulinge, um die Tätigkeit des Chores wieder aufleben zu lassen. Die Militärregierung genehmigte das Weiterbestehen des Vereins unter gewissen Bedingungen.
1946 – 1970
Die Zahl der aktiven Sänger schwankte in den folgenden Jahren zwischen 20 und 30. Trotz der verhältnismäßig kleinen Zahl brachte es der Chor unter dem musikalisch talentierten Chorleiter Friedrich Müller zu ansehnlichen Leistungen bei Sängerfesten innerhalb des Kreises und in Holland. Zu Gast bei uns waren Chöre aus Hattingen, Haaksbergen und Velbert. Gelungene Ausflüge an Rhein und Mosel sowie jährliche Wanderungen durch die nähere Umgebung festigten die Zusammengehörigkeit der Sänger. Unvergessen bleibt die Mitwirkung bei der Aufführung der 9. Sinfonie Beethovens durch die Norhorner Oratorien – Chorgemeinschaft.
1977
SCHWERE ZEITEN
(Text: Siegfried Wüppen)
In den 70 – er Jahren stand der Männerchor Uelsen am Scheideweg. Nach einer kurzzeitigen Fusion mit den restlichen Sängern des “Städtischen Männerchors Neuenhaus”, die aber bald wieder einschlief, war die Sängerzahl so rückläufig, dass es nur die Alternative zwischen Aufgabe des Männerchorgesangs in Uelsen oder eines Neuanfangs gab.
Dank der energischen Initiative des späteren Vorsitzenden Hermann Diek gelang es 1977 in einer aufwändigen Werbeaktion auf einen Schlag bis zu 10 Sänger für den Chor zu gewinnen und zu begeistern. Hinzu kam, dass mit Ulrich Heermeyer ein jüngerer Dirigent und Vollblutmusiker die Geschicke des Chores mitbestimmte und auf lange Jahre prägte.
Die Verdienste von Hermann Diek wurden später auch seitens der Gemeinde Uelsen anerkannt. Zusammen mit den bewährten Akteuren der Spielschar des Männerchors Uelsen, Derk Stiepel 1 (Bundes-Derk) und Derk Stiepel 2 (Kaiser-Derk), wurde Hermann Diek im Dezember 1996 als “Bürger des Jahres” ausgezeichnet. Eine verdiente Ehrung für einen Vorsitzenden, der sich um den Männerchor Uelsen verdient gemacht hat!
1979
50 JÄHRIGES JUBILÄUM
(Auszug aus der Vereinschronik)
Anlässlich unseres 50 jährigen Bestehens 1979 fanden folgende Jubiläumsveranstaltungen statt:
07.10.1979: Konzert in der ev. ref. Kirche
13.10.1979: Empfang im ev. ref. Gemeindehaus
20.10.1979: Jubiläumsfest im Saal Gerdes
Zu diesem Jubiläum wurde eine umfangreiche Festschrift erstellt. Unser Wunsch ein eigenes Klavier zu besitzen, konnte in diesem Jahr erfüllt werden. Für die finanzielle Unterstützung sagen wir sowohl der Gemeinde Uelsen als auch dem Emsländischen Heimatbund in Sögel ein herzliches Dankeschön.
Der Vorstand im Jubiläumsjahr 1979:
1. Vorsitzender: Hermann Diek
2. Vorsitzender: Johann Heemann
Schriftführer: Gerrit Schrovenwever
Kassenwart: Horst Neubert
Notenwart: Albert Janzen
Chorleiter: Ulrich Heermeyer
Der Chor im Jubiläumsjahr 1979:
1.Tenor: Wilhelm Christmann, Gerrit Detert, Hermann Diek, Friedrich Ekelhoff, Hans Hölters, Werner Ilse, Albert Janzen, Wilhelm Knoop, Berend Kortman, Hermann List, Johann Voet.
2. Tenor: Geert Jürgen Aalderink, Heinz Brinkers, Willy Engbers, WernerHansmann, Hans Schürrer, Bernd Johrmann, Wilfried List, Siegfried Wüppen.
1. Bass: Wolfgang Hansmann, Gerhard Kohlmann, Gerd Mons, Horst Neubert, Ludwig Peters, Eberhard Rennwanz, Franz Roppertz, Heinrich Schoo jr., Bernd Schrader, Gerrit Schrovenwever.
2. Bass: Johann Baumann, Hans Engbers, Klaus Eickelberg, Johann Heemann, Karl Heinz Henseleit, Hans Santel, Heinrich Schoo sen., Bernhard Wüppen.
Chorleiter: Ulrich Heermeyer.
1981
850 JAHRE UELSEN
(Auszug aus der Vereinschronik)
Eine Aufgabe besonderer Art kam im jahre 1981 auf uns zu. Die Gemeinde hatte uns gebeten anlässlich des Ortsjubiläums “850 Jahre Uelsen” in einer im September geplanten Festwoche einen Konzertabend zu veranstalten. Wir erklärten uns spontan dazu bereit und begannen umgehend mit den Vorbereitungen. Wir einigten uns auf das Motto: “Im Wald und auf der Heide”.
Folgende Orchester und Chöre konnten für die Mitwirkung gewonnen werden:
Musikverein Alstätte
Jagdhornbläser Niedergrafschaft
Städtischer Chor Neuenhaus
Städtischer Chor Nordhorn
Vechtespatzen Nordhorn
MGV Immergrün Wilsum
Nachdem die Jagdhornbläser die Gäste von nah und fern mit dem Signal “Begrüßung” willkommen geheißen hatten, folgten Grußworte unseres Vorsitzenden Hermann Diek sowie des Bürgermeisters Paul Ricken. Beide sahen ihre Erwartungen übertroffen. Mit cairka 1500 Besuchern hatte niemand gerechnet. Durch das umfangreiche Programm führte in gekonnter Manier unser Sangesbruder Siegfried Wüppen. Nach den einzelnen Darbietungen klatschten die Gäste begeistert Beifall. Der bunte Melodienreigen wurde mit einigen humorvollen und feinsinnigen plattdeutschen Gedichten “garniert”. Der Grafschafter Heimatdichter Karl Sauvagerd trug sie vor und erntete dafür immer wieder den Beifall der 1500.
2004
75 JAHRE MÄNNERCHOR UELSEN
Dieser in Gedichtform von unserem Sangesbruder
Siegfried Wüppen erstelle Rückblick auf
75 Jahre Männerchorgeschichte in Uelsen
wurde zum 75. Stiftungsfest am 06.11. 2004
im Saal Ridder in Wilsum vorgetragen.
Es waren 27 Mann,
als unser Männerchor begann.
Vereinslokal,- der Sänger Sitz -,
wurde der Gasthof Perlewitz.
Doch war man wohl nicht so erfahren
damals, vor 75 Jahren;
denn bald schon wurde der Chor krank,
weil man sich stritt: Es gab viel Zank!
Dem Chorgesang das nicht bekam,
es schwanden Einsatz und Elan.
Und beim Chronisten steht geschrieben:
Zur Probe kamen nur noch sieben.
Da machte Singen kaum noch Sinn,
die Anfangsfreude war dahin.
Ein kleines Häuflein, schwach, verzagt.
“Wann kommt das Ende?” man sich fragt.
Doch dann, so Anno `36,
wurden die Sänger wieder fleißig.
Aufwärts ging es mit der Musik.
Abwärts jedoch die Politik.
Es kam der Krieg, der Chor pausierte.
Man sang nur noch, wenn man marschierte.
Doch später dann – im Rückwärtsgang -
erstarb auch dieser Kriegsgesang.
Und als der Spuk endlich vorbei,
entsann man sich der Singerei.
In Uelsen fragte man schon bang:
“Geht´s eigentlich weiter mit Gesang?”
Jawohl! Es war`n noch Sänger da!
`46 im Februar
man sich erneut zusammen fand
und pflegte Volkslied und Gesang.
Hohlwangig war`n die Männer, dünn
und ausgezehrt, ihr Anblick schlimm!
In Knickerbocker, Schillerkragen,
das wurde damals ja getragen.
Im Cafe Vorrink man sich traf.
Dort übten uns`re Sänger brav.
Den Taktstock Friedrich Müller schwang,
wohl 35 Jahre lang.
Bald wählte der Gesangverein
sich dann ein neues Übungsheim.
Man probt nun des Gesanges Güte
bei Hölters Willi und Bruder Fiete.
Die Mitgliederzahlen leider schwankten.
Und wenn die Sänger dann mal wankten
nach “intensiver Probe” heim,
so konnte es schon einmal sein,
dass manche Frau, verletzt im Stolz,
zum Gruße schwang das Nudelholz
und machte dem Gemahl so klar:
“Trink nicht so viel Germania!”
Dann blieb der arme Kerl zu Haus,
durfte zur Chorprobe nicht raus.
Doch, was der Ehe eine Chance,
ging unserm Chor an die Substanz.
Im Jahre neunzehn vierundfünfzig
handelt der Chorvorstand vernünftig:
Er führt die Dorfabende ein,
das rettet den Gesangverein.
Er hat Gefolge, wird bekannt,
natürlich oft kopiert im Land.
Die Sängerzahlen steigen an
auf cirka 35 Mann.
Doch dann! - Herrjeh! Es ist zum Jammern!
Das Fernseh`n zieht in uns`re Kammern.
Die Sänger sitzen nun zu Haus,
der Männerchor steht vor dem Aus.
Man lässt jetzt in der “Glotze” singen,
und der Geschmack vor allen Dingen,
er ändert sich. “Beat” nun ertönt,
die Volksmusik ist eh verpönt.
So sagt man. - Doch in Wirklichkeit
solch Weisen Menschen hoch erfreut;
nur will man nicht laut eingesteh`n,
dass Chorgesang klingt auch sehr schön.
Sei`s drum! Männergesang ist “out”.
Ihm zuzuhör`n sich niemand traut.
Der Chor durchlebt `ne schwere Zeit,
sein Ende scheint nun nicht mehr weit.
Es geht ihm schlecht, er vegetiert,
ist froh, als er dann fusioniert
mit Neuenhauser Sängerresten.
Das war für den Erhalt an besten.
Was half`s! Nichtlange währt die Freud`,
die Krise spitzt sich zu erneut.
Das Bündnis leider bald zerbricht.
Nur an den Uelsern lag es nicht.
Die singen weiter, zwar dezimiert,
doch wieder richtig, wird konstatiert.
Trotzdem man allseits prophezeit:
Das Ende ist nun nicht mehr weit!
Der Männerchor schien zu verzagen.
Da platzte Hermann Diek der Kragen.
Er schritt aktiv zur Tat-, und schon,
dank seiner Werbeaktion,
wuchs unser Chor beständig an
wieder auf über 30 Mann.
Ein Dirigent, humorvoll, jung,
brachte uns stimmlich neu in Schwung.
Ermuntert durch die Art von Ulli
jetzt im Lokal von Engbers Willy-
das Singen wieder Freude macht
und dauert teils bis in die Nacht.
Wir hatten Spaß, und schon sehr bald
wurden wir 50 Jahre alt.
Aus dieser Zeit uns jeder kennt
mit dunkler Hose, weißem Hemd.
Wir kamen selbstbewusst daher
im Wissen: Wir sind wieder wer!
Mit rotem Schlips und Einsteckschild,
dem späteren Erscheinungsbild.
Das wirkte ordentlich, adrett;
doch irgendwie noch nicht komplett.
Ein neuer Blazer in hellem “Grau”
machte uns attraktiv. - Genau!
Doch uns`re Sakkos, diese schicken,
begannen bald schon, uns zu zwicken.
Sie engten ein, saßen recht knapp.
Wir Sänger hatten sie bald satt.
11 Jahre liegt das nun zurück,
wir wechselten das Kleidungsstück.
Auf Anraten der Sängerfrau`n
wählten wir nun die Farbe “Braun”.
War der Gesang auch mal nicht schön,
dies “Outfit” war gut anzuseh`n,
lockte auch neue Sänger an.
Jetzt zählten wir fast 40 Mann.
Und hatten plötzlich viel zu tun,
wir Sänger konnten nicht mehr Ruh`n.
Ob Chorfahrt, Ständchen, Stiftungsfest -
das Hobby wurd` zum Härtetest.
Beim Dorfabend und Maigesang,
der Weinlaube, Saisonausklang.
Man wollte uns jetzt wieder haben,
uns “alte” Uelser Sängerknaben.
Nun schreiben wir 2004,
stehen auf dieser Bühne hier,
singen im Chor euch manches Lied,
zur Feier des Tages in “Anthrazit”.
Zeitlos, in schlichter Eleganz,
erscheinen wir zum Geburtstagstanz.
In einer Anzahl wie nie zuvor
in der Geschichte vom Männerchor.
Der letzte Aufschwung und Elan
für uns aus einer Richtung kam,
die uns erstaunt – mehr noch - erfreut.
Aus Holland, lauter nette Leut`.
Ein Zulauf, es sind jetzt schon zehn!
Sangesbrüder – lieb, angenehm.
Sie kommen aus Tubbergen, Hardenberg, Vasse.
Wir freu`n uns darüber und finden es klasse.
Mit ihnen geht es uns endlich gut.
Der Chor fasst wieder neuen Mut.
Wie schön! Zeitig zum Jubiläumsjahr
steh`n wir so stark wie niemals da.
Bei soviel Freude am Gesang
ist`s um die Zukunft uns nicht bang.
Mög es noch lang so weitergeh`n!
Der Männerchor Uelsen ewig besteh`n.
VORSITZENDE IM MÄNNERCHOR UELSEN
seit 1929
1929–1933: Johann Bosmann
1933–1934: Klaus König
1934–1950: Heinrich Schoo
1950–1960: Heinrich Kohlmann
1960-1964: Bernhard Wüppen
1964-1970: Johann Heemann
1970-1978: Bernhard Wüppen
1978-1992: Hermann Diek
1992-2000: Geert Jürgen Aalderink
2000-2004: Rodolpho Vana
2004-2010: Friedrich Momann
seit 2010: Gerrit Kleinbussink